Tag 12 (11.5.11) – Hygiene? Nicht mit uns!

Nach einer harten Nacht (geschlafen wird auf den Gängen, zwischen den Tischen, auf dem Sonnendeck unter freiem Himmel oder den aufgespannten Zeltplanen, sogar auf dem Dach der Brücke stehen zwei kleine Zelte), sehen wir am nächsten Vormittag immer noch die Zypriotische Küste neben uns. Gegen 10:00h umrunden wir die Ostecke. Das kann noch heiter werden. Mit Schleichfahrt von 9 kn (ca. 16 km/h) geht es weiter. Zwischendurch macht Walter vom OK immer wieder Durchsagen, wie es weitergeht und dass 60,- Euro pro Person für Versicherung und sonstiges für die Einreise nach Ägypten fällig und sofort beim OK zu zahlen sind. In Euro, TL oder Dollar. Das Treiben der Rallyeteilnehmer an Bord wird immer bunter. Am frühen Abend schließlich die Durchsage, dass der Kapitän darum bittet, die Grills auf dem Autodeck auszumachen. Dort ist insgesamt richtig was los, in der Kellerdisko. In den Autos wird gelebt, laute Musik. Da die Autos teilweise sehr eng stehen, haben sich feste Routen über die Autos gebildet. Eingedellte Motorhauben und gesprungene Frontscheiben sind die Folge. Etwas blöd für das Team, das mit den Autos nach der Rallye noch weitere Länder bereisen möchte…

Die hygienischen Verhältnisse an Bord sind kurz vor katastrophal. Nur der Bordkiosk funktioniert immer noch und verdient sich dumm und dusslig am Efes-Pils, das palettenweise über den Thresen geht. Nachmittags wird die Feuerlöschpumpe eingeschaltet, damit die Toiletten mit einem Feuerlöschsschlauch gereinigt werden können. Nebeneffekt: Da die Auslassventile des Feuerlöschsystems überall offen sind, wird auch das Autodeck unter Wasser gesetzt. Hektisch bringen die Autobewohner ihre Siebensachen in höhere Regionen.

Unsere Mädels haben sich ins Getümmel geworfen, tauchen aber immer mal wieder irgendwo auf. Jogi erzählt Gruselgeschichten aus der motorisierten Seefahrt. Die Zuhörer, die er in seinen Bann zieht, werden immer blasser ob der möglichen und konkreten Gefahren. Schließlich ist die Fähre über vierzig Jahre alt, sämtliche Sicherheitseinrichtungen sind überaltert, funktionieren nicht mehr oder fehlen völlig. Außerdem ist dieses Schiff von Bauart und Zustand her sicher nicht für längere Fahrten über offene See eingerichtet. Die Mannschaft kann das Vertrauen auch nicht wirklich wiederherstellen. “Eines der letzten automobilen Abenteuer dieser Welt” wird zu “einem der größten maritimen Abenteuer des Mittelmeeres”. Wir würden gerne mal einen ADAC-Tester über die Fähre schicken und seinen vernichtetenden Report lesen.

Im Salon wird bis in die Nacht Karten gespielt. Ein Mädel aus einem der anderen Teams spielt mit ein paar Jungs “Arschloch” (bitte den Ausdruck zu verzeihen, das Spiel heißt nun mal so), rundherum einige Typen, die wie Geier um den Tisch herumstehen, das angeschossene Täubchen beäugen und auf leichte Beute hoffen. Sie werden jedoch enttäuscht.

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