Ende gut alles gut

19. Mai 2011

In der Nacht erschüttern drei Explosionen den Ort. Von der dritten werde selbst ich wach. Am nächsten Morgen ist aber alles wierder ruhig. Nachdem wir unser unser spätsozialistisches Kleinod in Serbien verlassen haben, entern wir wieder die Autobahn und verlassen bereit 40 Kilometer später Serbien. Dann ist Kroatien dran, dann Slowenien, Österreich und schließlich erreichen wir Deutschland. Und das ganze mit jeweils erlaubter Höchstgeschwindigkeit. Um 19:30h erreichen wir Wiedergeltingen und das Team muss Federn lassen: Für Michael ist die Fahrt hier zuende. Weil er hier wohnt. Unbeschadet und um einige Erfahrungen reicher wird er von seiner Mutter in Empfang genommen. Doch eine lange rührseelige Verabschiedung kann es nicht werden, wir haben schließlich noch die ganze Republik zu durchqueren.
Gegen 2:45h erreichen wir Hamburg-Bahrenfeld. Alle Autos und alle Teammitglieder sind heil wieder zurück. Und heute haben Alfons, Bruno und Carlotta anstandslos durchgehalten, trotz 17,5 Stunden Dauerfeuer.
Was hier jetzt folgt, sind die Credits:
Wir danken unseren Sponsoren, die uns geholfen haben, so weit zu kommen
Wir danken unseren Autos, die trotz mancher Zipperlein doch alle durchgehalten haben, insbesondere Alfons, der außer einem Liter Öl und viel Benzin sonst nichts gebraucht hat,
Und wir danken Victoria, meiner Tochter, für die Endbearbeitung und das Einstellen der Beiträge ins Blog.
Haben wir jemanden vergessen?

Ach ja, wir danken natürlich auch allen treuen Lesern, die unser kleines Abenteuer hier mitverfolgt haben.

Und ich schließe dieses Blog zunächst mit der Bitte, dass sich die vielen mehr oder weniger anonymen Leser durch einen kleinen Kommentar zu diesem Beitrag zu erkennen geben mögen. Auch dafür schon mal vielen Dank!

Tschüß (bis zum nächsten Jahr?)!!

Tag 18 (17.05.11) – Carlotta fällt in Ohnmacht

18. Mai 2011

Heute wären wir mit dem Flieger heimgekommen, wenn alles regulär geklappt hätte mit der Rallye. Hat es ja aber nicht.
Heute Morgen haben wir pünktlich um 9:00h das Hotel in Edirne verlassen, um durch eine kleine Seitenstraße “einmal kurz den Duft der Straße da hinten zu schnuppern” (O-Ton Maren). Die duftete tatsächlich nach Mokka und anderen exotischen Dingen. Maren bestellte uns auch gleich einige Mokka, von denen allerdings erstmal nur einer geliefert wurde. Während die Nachbestellung lief, machten sich Maren und Jogi schon auf den Weg, um vielleicht schnell noch eine Wasserpfeife zu kaufen (“muss man ja ausnutzen, dass man mal nicht mit dem Flieger da ist und alles Mögliche mitnehmen kann”). Ergebnis: Während Christine, Michael, Tim und ich auf den Mokka warteten, den wir an sich gar nicht haben wollten, zogen die anderen beiden durch die Straßen, beguckten sich Edirne Downtown und kauften Shishas. Freudestrahlend kamen sie mit den beiden Prachtexemplaren nach einer halben Stunde an und konnten nicht verstehen, warum wir unsere Begeisterung nicht so zeigen konnten. Dann musste natürlich noch der passende Tabak dafür gesucht werden. Sie wurden dabei aber irgendwie von Pontius zu Pilatus geschickt und kehrten nach einer Viertelstunde unverrichteter Dinge zu den Autos vorm Hotel zurück. Ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit. Mit einer Stunde Verspätung kamen wir endlich los, und obwohl wir an sich nur Kilometer über den Balkan machen wollten, kamen wir doch nicht so recht voran.

Die Bulgarische Grenze wurde zwar zügig überwunden, aber schon dort tat sich das erste Problem auf: Carlotta fing mitten in der Grenzanlage im Niemandsland plötzlich an zu stottern und ging aus. Bruno schleppte sie durch die weitere Prozedur, während der wir nicht mehr als unbedingt nötig kontrolliert wurden. Die Zöllner hatten wohl Angst, dass sie noch mit hätten helfen sollen. Erster Lichtblick nach vielen Tagen Türkei und ganz vielen nur türkischen Schildern und Wörtern: An einem bulgarischen Grenzerhäuschen prangte ein Schild “Schalter 13”. Der erste Keim Heimat.

Gott sei Dank bewahrheitete sich der Verdacht, dass lediglich Spritmangel für Carlottas Ohnmacht verantwortlich war. Direkt hinter der Grenze fanden sich genug Tankstellen, um die Vorräte aller Fahrzeuge wieder zu ergänzen. Mit Carlottas röhrendem Auspuff zogen wir durch den Süden Bulgariens. An sich hatten wir auf viel Autobahnstrecke gehofft, aber im Autobahnnetz Bulgariens klaffen die Löcher wie die Schlaglöcher auf den Landstraßen dazwischen. Das gab uns andererseits die Möglichkeit, nach einem “Auspuch-Servis” (wie sowas in Serbien heißt) zu suchen. Der war auch rasch gefunden, der Oberschrauber konnte etwas Deutsch und bevor wir unseren Kaffee im negenliegenden Lokal ausgetrunken hatten, war das Loch zugeschweißt, Carlotta war ruhig, wie es sich für eine Dame in ihrem Alter geziemt. Inklusive Kaffee betrug die Rechnung 20,- Euro. Die werden hier auch gerne statt Lewa genommen.

Irgendwo vor Plovdiv begann dann wieder die Autobahn. Und kurz danach auch wieder Brunos Pumpeninsuffizienz. Also schnell die Zwanzig Minuten gewartet, aber dieses Mal kam Bruno nur röchelnd wieder hoch. Carlotta durfte ihn also die nächste Ausfahrt gleich wieder runterschleppen von der Autobahn zum nächstbesten Schrauber. wir fragten uns von Schrauber zu Schrauber durch, bis wir auf einem großen, aber leicht zwielichtigen Hinterhof landeten, auf dem etliche Schrauber in Symbiose vor sich hin werkelten. Allerdings mit teilweise verblüffend modernen und teuren Geräten. Zunächst hatten wir kein rechtes Vertrauen in den Mann, der uns etwas von an sich noch viel größeren Schäden weiß machen wollte. Als Michael in den Dialog einstieg, klarte die Lage auf: Der Mann hatte gar nicht mal Unrecht und so simpel, wie wir gedacht hatten, war das Problem tatsächlich nicht.

Unser mitgebrachtes Ersatzteil, das wir seit dem Ende der Fährfahrt bzw. dem Ende der Rallye mit uns führten, nachdem Tim gelungen war, es Team 1 abzuschwatzen (großer Dank an dieser Stellen noch einmal an das Team “Nomaden Schwaben”!!!) wurde jedenfalls eingebaut und die Reise konnte fortgesetzt werden.

“Alfons” schaut sich das ganze Werkstatttreiben immer von draußen an und reißt gemütlich seine Kilometer ab. Selbst Michaels Beschleunigungs- und Ausdreh-Orgien stören ihn nicht. Vielleicht hat Michael auch damit Recht, wenn er sagt: “Das ist ein Merceders, der verträgt das.”

Unser Planziel erreichen wir aber natürlich nicht und bleiben kurz hinter Belgrad in Sremska Mitrovica gegen 24:00h hängen. Wir fragen uns zu einem Hotel durch und landen im ehemaligen Vorzeigeobjekt des real existieren habenden Sozialismus, einem 8-stöckigen Betonbau, der liebevoll erhalten und gepflegt, aber nie wirklich renoviert worden ist. Wenn Titos Geist irgendwo noch durch die Gänge schwebt, dann hier! Wir genießen die Atmosühäre und tolerieren die mittlerweile unübersehbaren Defizite.

Tag 17 (16.05.11) – Ab durch die Türkei

17. Mai 2011

Heute haben wir trotz Widrigkeiten fast die gesamte Türkei durchquert. Morgens fast pünktlich um kurz nach 8:00h Start in Konya, dann über Ankara und Istanbul bis Edirne. Das liegt ganz im Norden der Türkei. Morgen wollen wir den fiesen Teil des Balkans knacken: Bulgarien und Serbien. Vielleicht noch Kroatien.

Wir kommen, da wir uns nicht mehr an das Rallye-Reglement halten müssen und Autbahnen und mehr als 666 Kilometer pro Tag fahren dürfen, recht schnell voran. Mautgebühren halten sich auch noch in Grenzen. 30 TL (ca. 15 EUR, wer in Euro bezahlen wollte, durfte aber 20 Euro legen) pro Auto sinds in der Türkei gewesen.

Allerdings hat Bruno wieder seine Zipperlein gehabt. Diesmal sogar recht massiv. Nachdem er mittags mal wieder “seine drolligen 20 Minuten” hatte (einfach ausgegangen, dann nach 20 Minuten einfach wieder angesprungen), verließ er uns ca. 140 km vor Istanbul gegen 15:45h komplett mit einem Wasserpumpenschaden. Gott sei Dank kurz vor einer Raststätte (die natürlich auch W-LAN hatte).

Michael und Jogi fuhren mit Alfons los, um im nahen Izmit eine Pumpe zu besorgen. Die Mädels suchten im Ort eine Schrauberei und kamen kurz danach mit einem fähig wirkenden Schrauber wieder. Gemeinsam schleppten sie Bruno zur Schrauberei. Tim und ich blieben erstmal auf der Raststätte. Nach kurzer Internet-Recherche konnte ich Alfons gezielt zur Mercedes-Präsenz in Izmit lenken. Allerdings vergeblich. Das Teil war nicht am Lager.

Also erhielt der Schrauber den Auftrag, eine zu besorgen. Das tat er auch gerne – zumal er es bereits vorher angeboten hatte – und war erfolgreicher als wir. Alle begaben sich zu einem Imbiss in den Ort, nur Jogi wollte sein Schätzchen nicht allein zurücklassen und blieb. Gegen 20:00h stieß er dann zu uns und die Rückreise konnte fortgesetzt werden. Istanbul wollten wir auf jeden Fall noch am Abend schaffen, da es morgens deutlich voller sein dürfte. Allerdings mussten wir erstmal unsere Maut-Karten wieder in einen legalen Status bringen: Bruno und Carlotta hatte die Autobahn über einen Hinterausgang der Raststätte verlassen und mussten dadurch auch wieder eingeschleust werden. Alfons hatte die Autobahn an der nächsten Abfahrt regulär verlassen und musste dort auch wieder aufgesetzt werden. Die Reunion sollte dann bei der nächsten Gelegenheit (Parkplatz/Tanke) erfolgen. Das klappte dann auch glücklich, nachdem Bruno und Carlotta zunächst auf einer Tankstelle gewartet hatten, die noch vor der fraglichen Anschlussstelle lag. Michael sah die Tanke Gott sei Dank von der Landstraße aus und konnte Bescheid sagen, dass sie dort lange auf uns warten könnten.

Nachdem wir Istanbul zügig passiert hatten, lagen noch über 200 Kilometer zum Etappenziel vor uns. Wir nutzten die fast leere dreispurige Autobahn für Übungen im Formationsfahren und andere Spielereien. Die Überquerung der Bosporus-Brücken kostet übrigens Extra-Maut – aber nicht für uns. Denn die Maut wird praktischerweise bei der Überquerung in der anderen Richtung jeweils doppelt erhoben. Da wir aber vor gut einer Woche auf Kosten der Stadt Istanbul mit der Fähre übergesetzt waren, blieb auch dieser Querung gratis. Den wunderschönen Ausblick auf die erleuchteten Ufer gab es ebenfalls gratis dazu.

Um 0:30h trafen wir in Edirne ein und suchten uns ein Hotel. Die 11,11-Euro-Regel ist auch außer Kraft, so dass die 25,- Euro pro Mensch nicht weiter stören.

Allerdings hat sich “Carlotta” ein Beispiel an ihrem Frauchen genommen (Christine hustet und schnieft seit einer kleinen Verkühlung auf unserer Kreuzfahrt). Bei der Hotelsuche ein Loch im Auspuff geholt und hustet jetzt auch lautstark. Da wissen wir schon, wer morgen beim Schrauber landet.

Tag 16 (15.5.11) – Bruno mag keinen Stress

16. Mai 2011

Ausschlafen im “Motel Anfora”, spätes, ausgiebiges Frühstück. Dann gegen 13:00h bricht plötzlich Hektik aus. Die Aufforderung “Komm, wir wollen doch los, noch ein paar Kilometer schaffen heute” trifft mich sehr überraschend. In meiner Abwesenheit wurde das Thema wohl diskutiert und ich vermute mal, dass Jogi, dem das Wasser zu schmutzig zum Baden geworden war und Christine, die immer nicht früh genug weiterkommen kann, treibende Kräfte waren, den gestrigen Beschluss zu kippen. Notgedrungen stimme ich zu, da meine Proteste nichts nützen. Schade, bisher hatten wir Entscheidungen immer einstimmig getroffen, Ausdruck oder Ursache der Harmonie im Team.
Ab Silifke durch die Berge bis Karaman mit fantastischen Panoramen und einer weitere Panne von “Bruno”, der wieder am Berg schlapp machte. Und wie bei der ersten Panne half einfaches Warten. Wir nutzten die Zeit dieses Mal allerdings zur Analyse. Schuld ist wohl wirklich die Benzinpumpe, aber wahrscheinlich hat sie durch einen verstopften Benzinfilter so viel zu tun, dass sie in Stresssituationen heiß läuft und abschaltet.
Als wier durch die Berge durch sind, befinden wir uns wieder in der Hochebene, mit sehr wechselhaftem Wetter. Meist ist es zwar bedeckt oder sogar sonnig, es sind aber auch ein paar Schauer und sogar ein Wolkenbruch, der uns zum Stoppen auf einer Tankstelle zwingt, dabei.
Um 19:00h treffen wir in Konya ein, suchen uns ein billiges, aber altes und lautes Hotel (natürlich mit W-LAN) und immerhin Dusche und WC auf dem Zimmer.
Danach ins türkische Restaurant und danach noch in eine Art Outdoor-Café, wo wir Tee und Wasserpfeifen bestellen.
Der Tag vergeht übrigens ohne einen Tropfen Alkohol. Muss auch mal gesagt werden.

Tag 15 (14.5.11) – Zurück auf festem Boden

16. Mai 2011

Morgens noch eine Ration Essen und Wasser. Ein Typ in der Schlange meint nur “Wir haben Abenteuer gebucht und wir haben Abenteuer bekommen”. Recht hat er. Abenteuer ist eben nicht immer lustig oder spannend. wegen der allgemeinen Lage hat sich das Schiff “Calypso” auch den liebevollen Spitznamen “Aida Apocalypso” eingefangen. Hin und wieder kamen außerdem Scherzkekse in den Salon und verkündeten “um 11:30h Golf auf dem Achterdeck, 12:30h Aquarobics im Pool mittschiffs” oder ähnliches.

An dieser Stelle sei aber mal dem OK, namentlich Wilfried, dem Chef, und Walter, der mit seinem Sohn Norbert bei uns an Bord war, herzlicher Dank ausgesprochen für das gelungene Krisenmanagement. Dass das Ziel letztlich nicht erreicht werden konnte, ist sicher nicht ihre Schuld. Ganz im Gegenteil.

Mittags sind wir endlich wieder in Tasucu (einem der “Außenhäfen” von Mersin). Die Formalitäten ziehen sich wieder hin. Anschließend gemeinsames Treffen am Hafen. Da die geplante Erhöhung des Jabal Otto in Jordanien nicht stattfinden kann, wird an der Hafenpromendae ein Stück Mauer aus den mitgebrachten Steinen errichtet. Die mitgeführten Hilfsgüter werden auf einen Lieferwagen umgeladen oder an die örtliche Bevölkerung verschenkt. Gleichzeitig verabschieden sich immer mehr Teams voneinander. Einige fliegen noch weiter nach Amman, andere lassen ihre Autos in der Türkei und fliegen von Antalya heim, richtige Rallyefahrer (so wie wir) werden auf eigener Achse nach Hause reisen. Das wird uns zwar um die mit Spannung erwartete Fahrzeugabgabe in Amman bringen (Christine hatte versprochen, sich nur heulend von ihrem Audi zu trennen), erscheint aber aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten das Vernünftigste zu sein. Meine Familie freut sich schon darauf, wieder Mercedes fahren zu dürfen. Da steht allerdings zunächst noch ein TÜV-Termin an.
Wir mieten uns wieder in “unserer” Pension in Akkum ein. Team “Lokomotive Altona” ist auch dabei, obwohl ihre Teamchefin entnervt mit dem erstbesten Flieger ab Antalya nach Hause reist. Abends wieder in das ebenfalls bereits bekannte Restaurant. Hier bestätigt einer der Kellner unseren seit langem gehegten Eindruck, dass Michael in Wirklichkeit Suleyman ªmüker heißt und Ur-Türke ist. Er konkretisiert sogar, dass Michael aus der Gegend von Izmir stammen müsse. Weitere Indizien untermauern die These: BMW-3er-Fahrer, Knoblauchliebhaber, gut im Feilschen, starke schnelle Bräunung. Gib es endlich zu, Michael!

Morgen werden wir noch einen faulen Tag in Akkum zubringen, an der kleinen Bucht oder ein Stück weiter, wo eine alte Festung auf einer kleinen Insel vor der Küste liegt.

Tag 14 (13.5.11) – Es wird rationiert

16. Mai 2011

Den ganzen Tag geht es über offenes Meer zurück in die Türkei. Die Situation ist desolat. Allmählich bekommt das Team mit, wie es mir geht und kümmert sich fürsorglich um mich. Wir fühlen uns nicht nur wie Boat-People sondern sehen auch so aus, da es an Bord keinerlei Waschgelegenheiten gibt. Walter lässt Lebensmittelvorräte der Teams, die ihr Auto dabei haben, zusammentragen und Mahlzeiten für alle daraus zubereiten. In langer Schlange stehen die 300 Passagiere an und bekommen ihren Schlag in die mitgebrachten Plastikschüsseln oder aufgeschnittenen alten Wasserflaschen. Außerdem werden Wasserrationen ausgegeben.

Tag 13 (12.5.11) – Ägypten will nicht

16. Mai 2011

Wieder eine harte Nacht. Vormittags erwischt auch mich die Seekrankheit. Angeschlagen lege ich mich auf dem Oberdeck hin und hole mir einen gehörigen Sonnenbrand, bevor Maren mich findet und hilft. Heute Nachmittag um 16:00h sollen wir ankommen. Dann wird das Rallyefeld auf ca. sechs Konvois aufgeteilt, jeweils mit einem Fahrzeug der Rallyeleitung und einem des Teams “Äffle und Pferdle” (ich habe mir den Namen nicht ausgedacht, sind halt Schwaben) gesichert und dann soll es möglichst schnell von Port Said an den Golf von Aqaba gehen. Doch es gibt Probleme: Die Ägypter lassen uns nicht an Land. Wir kreuzen vor den Hoheitsgewässern Ägyptens, bis das endgültige Nein der Ägypter kommt. Großer Frust bei allen Teams, schließlich bedeutet das mehr oder weniger das Scheitern der Rallye. Und für mich die Tatsache, weitere unendliche Stunden auf dem schaukelnden Seelenverkäufer verbringen zu müssen.

Tag 12 (11.5.11) – Hygiene? Nicht mit uns!

16. Mai 2011

Nach einer harten Nacht (geschlafen wird auf den Gängen, zwischen den Tischen, auf dem Sonnendeck unter freiem Himmel oder den aufgespannten Zeltplanen, sogar auf dem Dach der Brücke stehen zwei kleine Zelte), sehen wir am nächsten Vormittag immer noch die Zypriotische Küste neben uns. Gegen 10:00h umrunden wir die Ostecke. Das kann noch heiter werden. Mit Schleichfahrt von 9 kn (ca. 16 km/h) geht es weiter. Zwischendurch macht Walter vom OK immer wieder Durchsagen, wie es weitergeht und dass 60,- Euro pro Person für Versicherung und sonstiges für die Einreise nach Ägypten fällig und sofort beim OK zu zahlen sind. In Euro, TL oder Dollar. Das Treiben der Rallyeteilnehmer an Bord wird immer bunter. Am frühen Abend schließlich die Durchsage, dass der Kapitän darum bittet, die Grills auf dem Autodeck auszumachen. Dort ist insgesamt richtig was los, in der Kellerdisko. In den Autos wird gelebt, laute Musik. Da die Autos teilweise sehr eng stehen, haben sich feste Routen über die Autos gebildet. Eingedellte Motorhauben und gesprungene Frontscheiben sind die Folge. Etwas blöd für das Team, das mit den Autos nach der Rallye noch weitere Länder bereisen möchte…

Die hygienischen Verhältnisse an Bord sind kurz vor katastrophal. Nur der Bordkiosk funktioniert immer noch und verdient sich dumm und dusslig am Efes-Pils, das palettenweise über den Thresen geht. Nachmittags wird die Feuerlöschpumpe eingeschaltet, damit die Toiletten mit einem Feuerlöschsschlauch gereinigt werden können. Nebeneffekt: Da die Auslassventile des Feuerlöschsystems überall offen sind, wird auch das Autodeck unter Wasser gesetzt. Hektisch bringen die Autobewohner ihre Siebensachen in höhere Regionen.

Unsere Mädels haben sich ins Getümmel geworfen, tauchen aber immer mal wieder irgendwo auf. Jogi erzählt Gruselgeschichten aus der motorisierten Seefahrt. Die Zuhörer, die er in seinen Bann zieht, werden immer blasser ob der möglichen und konkreten Gefahren. Schließlich ist die Fähre über vierzig Jahre alt, sämtliche Sicherheitseinrichtungen sind überaltert, funktionieren nicht mehr oder fehlen völlig. Außerdem ist dieses Schiff von Bauart und Zustand her sicher nicht für längere Fahrten über offene See eingerichtet. Die Mannschaft kann das Vertrauen auch nicht wirklich wiederherstellen. “Eines der letzten automobilen Abenteuer dieser Welt” wird zu “einem der größten maritimen Abenteuer des Mittelmeeres”. Wir würden gerne mal einen ADAC-Tester über die Fähre schicken und seinen vernichtetenden Report lesen.

Im Salon wird bis in die Nacht Karten gespielt. Ein Mädel aus einem der anderen Teams spielt mit ein paar Jungs “Arschloch” (bitte den Ausdruck zu verzeihen, das Spiel heißt nun mal so), rundherum einige Typen, die wie Geier um den Tisch herumstehen, das angeschossene Täubchen beäugen und auf leichte Beute hoffen. Sie werden jedoch enttäuscht.

Tag 11 (10.5.11) – Programm ist was für die Anderen…

16. Mai 2011

Mittags kommen wir in Zypern an und bekommen bei der Einreise etwas Verpflegung und einen Zettel mit einem strammen tagesfüllenden Programm, das schon bei unserer geplanten Ankunft um 9:00h beginnt. Wir starten also mit drei Stunden Verspätung. In der vorgegebenen Zeit ist das ohnehin nicht mehr zu schaffen. Wie berichtet, unterstützt die Türkisch-Zypriotische Regierung die Fährfahrten finanziell. Dafür “dürfen” wir jetzt am “Cyprus Leg” der Rallye teilnehmen. Damit es “keine Schwierigkeiten bei eventuellen Grenzübergängen nach Griechenland gibt”, werden uns die Pässe abgenommen. Ist das noch Gastfreundschaft oder schon Freiheitsberaubung?

Wir beschließen zivilen Ungehorsam, klinken uns aus dem offiziellen Programm aus und gucken in der Stadt Girne herum, lassen die Fotos fürs Roadbook ausdrucken und kaufen für den nächsten Teil unserer kleinen Kreuzfahrt nach Port Said ein. Gerüchten zufolge sollen wir mehr als 24 Stunden bis dorthin auf See sein.

Abends bevor es zurück auf die Schiffe geht, werden die Pässe wieder verteilt. Alle 600 Teilnehmer im Pulk und einer verliest Namen für Namen von einer Empore. Bald steht fest, dass das zu lange dauert. Also nehmen vier Rallye-Teilnehmer selbst die Verteilung in die Hand. Namen werden in schneller Folge ausgerufen, Pässe fliegen. So geht es schneller. Trotzdem legt das Schiff erst gegen Mitternacht (oder später) endlich ab. In Schleichfahrt geht es Richtung Ägypten. Noch haben wir keinen Schimmer davon, was uns erwartet.

Die Einträge-in-den-Blog-Stellerin meldet sich

14. Mai 2011

Die letzte Zeit war es still, weil es auf der Fähre keinen Empfang -geschweige denn Internet- gibt. Davor habe ich kurz mit meinem Vater (Det) telefoniert, der mir versicherte, es werden weiter brav Einträge geschrieben, es gibt nur keine Möglichkeit, sie durch den Äther zu jagen.

Dann war es still, bis diese SMS kam:

Ein paar tage funkstille, weil wir ja nach ägypten wollten, dort aber nicht einreisen durften. Also wieder zurück. Gestern bin ich auch noch seekrank geworden,weil das schiff bei der langsamen fahrt furchtbar schaukelt.
Am 14.5. Um 13:00 sollen wir wieder in mersin sein. wasser u lebensmittel werden schon rationiert. Die hygienischen verhältnisse sind entsprechend. Die rallye wird dann wahrscheinlich abgebrochen.

Jetzt können wir nur noch warten, was sie Genaueres berichten, sobald sie wieder an Land sind und Internet haben…